Upcycling - ein Jahresthema im Technischen & Textilen Gestalten
Gemeinsam mit der Fachlehrperson für Textiles Gestalten und meinem Fachkollegen im Technischen Gestalten haben wir uns fürs Schuljahr 2017/18 das Thema «Upcycling» als Jahresthema gesetzt.
Anhand einfacher Beispiele werden die Begriffe Recycling und Upcycling mit den Schüler_innen studiert und die wesentlichen Unterschiede herausgearbeitet. Die Schüler_innen lernen «Upcycling» als
spielerisch-lustvolle Designstrategie kennen und setzen sich mit dem Grundgedanken des Sammelns und Wiederverwertens auseinander.
Sie lernen die notwendigen Abläufe vom Abfall- oder Sammelgut bis hin zum fertigen Gebrauchsobjekt kennen und führen sie selbstständig aus. Materialorganisation (Sammeln), Aufbereitung (Reinigung), Produktplanung (Entwurf / Designprozess) und Durchführung.
Drei Teilprojekte im Technischen Gestalten bringen den Schüler_innen unter dem gemeinsamen Aspekt des Upcyclings drei unterschiedliche Materialien und Verfahrenstechniken näher: Vinylplatten, die thermisch verformt werden, Glasflaschen, die geschnitten, geschliffen und graviert werden und Altmetall, das zu neuen Objekten zusammengefügt wird.
Die Teilprojekte sind so aufgebaut, dass die Schüler_innen schrittweise in ihrer Eigenständigkeit gefördert und gefordert werden.
Teilprojekt 1 | Gebrauchsgegenstand aus einer alten Schallplatte
In der geführten Einstiegssequenz erarbeiten sich die Schüler_innen an unterschiedlichen Werkstattposten die grundlegenden Bearbeitungstechniken am Werkstoff Vinyl: trennende Verfahren mit dem Cutter oder der elektrischer Laubsäge, verformende Verfahren wie dehnen, tiefziehen und biegen, abtragende Verfahren wie bohren und schleifen. So lernen sie die formalen und technischen Möglichkeiten kennen und erfahren die Grenzen des Arbeitsmaterials. Sie üben beispielsweise, durch genaues Beobachten des Materials, den richtigen Zeitpunkt zu erwischen, um Vinyl zu biegen, ohne dass es überhitzt und Blasen wirft. Sie lernen die Problematik des «Zusammenschweissens» des Materials an der elektrischen Laubsäge kennen, und üben sich im Biegen von Rundungen oder scharfen, spitzen und stumpfen Winkeln.
Im Anschluss sammeln die Schüler_innen Ideen, welche Gebrauchsobjekte sich aus dem Material herstellen liessen. Projektvorhaben werden skizziert und am Modell auf ihre Machbarkeit überprüft. Es wird bereits am Modell nach Detaillösungen gesucht, es werden teilweise sehr komplexe Abwicklungen entwickelt, Schnittpläne gezeichnet und die Reihenfolge der Arbeitsschritte festgelegt. Grundsätzlich steht jede_r Schüler_in nur eine Schallplatte zur Verfügung. Dank der sorgfältigen Planung und den vorhergegangenen Materialexperimenten können die Projekte tatsächlich bereits beim ersten Versuch erfolgreich umgesetzt werden.
Teilprojekt 2 | Leuchte aus einer Glasflasche
Die Schüler_innen sind selbst dafür verantwortlich, das Arbeitsmaterial zu organisieren. Über die Herbstferien erhalten sie den Auftrag, 2-3 Glasflaschen zu sammeln, die ein Volumen von mindestens 0.5 Liter aufweisen.
Gemeinsam wird besprochen, wie die Glasflaschen aufgetrennt werden können, die Technik des Anreissens mittels eines Glasschneiders und anschliessende Abtrennens (umwickeln mit in Brennsprit getauchten Wollfaden, entzünden und im Eiswasser abschrecken) wird an einer ersten Glasflasche geprobt.
Die Schüler_innen erhalten den Auftrag, sich im Alltag auf die Suche nach verschiedenen Einsatzbereichen von Leuchten und verschiedenen Typen des Aufbaus zu machen. Sie bringen Fotos von 3-4
Leuchten aus ihrem direkten Umfeld mit. Die Fotos werden nach Funktion (Stimmungslicht, Leselicht, gerichtete Beleuchtung etc.) und nach Konstruktion (Hängeleuchte, Stehleuchte, Unterbau aus
Holz/Metall etc.) geordnet.
Sie entscheiden sich für je einen Aspekt und planen ihre individuelle Leuchte.
Als Zusatzaufgabe ist die Verzierung der Glasflaschen eingeplant: durch den heiklen und sehr schwer steuerbaren Arbeitsschritt des Auftrennens erwarten wir Misserfolge und grosse Unterschiede in der benötigten Zeit für die Fertigstellung der Leuchte. Ideen, wie die Glasflaschen verziert werden könnten werden zusammengetragen: gravieren, Bereiche abkleben und Sandstrahlen, Transparente Glasflaschen mit buntem oder eingefärbtem Transparentpapier hinterlegen - um nur einige der Ideen zu nennen.
Die Durchführung des Unterrichtsprojekts hat soeben erst gestartet. Deshalb sind noch keine Schülerarbeiten abgebildet, sondern erst die persönlichen Vorbereitungen und Materialversuche der LP.
Teilprojekt 3 | Gebrauchsgegenstand aus Altmetall
Die Schüler_innen lernen grundlegende Techniken der Metallbearbeitung kennen. Verbindende Verfahren (Hartlöten, Schrauben, Nieten), Trennende Verfahren (Sägen) und Abtragende Verfahren (Bohren, Feilen, Schleifen). Sie lernen die entsprechenden Werkzeuge und Fachbegriffe kennen.
Gemeinsam plündern wir die Altmetallsammlung im Metallwerkraum und besuchen die Sammelstelle auf dem Werkhof, um nach einem kleinen Rundgang und einigen Worten der Werkhofverantwortlichen nach
brauchbaren Materialien zu suchen. Das Angebot steuert die Ideenfindung und schränkt teilweise auch ein.
Die Schüler_innen entwickeln einen Gebrauchsgegenstand, der jedoch auch einen ästhetischen, orginellen oder witzigen Touch aufweisen soll.
Es entstehen Kleiderständer, Schalen und Behältnisse, ein drehbares Serviertablet, ein gefederter Stuhl und Objekte, die optisch näher bei einem Ready-made von Duchamps sind, als bei einem offensichtlichen Gebrauchsobjekt.